Maya (Jessica Chastain) ist nicht zu beneiden. Sie ist Berufsanfängerin und muss gleich den Staatsfeind Nummer eins jagen: Osama Bin Laden. Wie die Geschichte ausgeht, wissen wir. Regisseurin Kathryn Bigelow und ihr Drehbuchschreiber Mark Boal wollten scheinbar eine Art investigativen Film schaffen. Angeblich waren sie sehr nah an der „Wirklichkeit“ dran. Klar, dass da die Amis sehr zwiespältig reagieren. Trotzdem bleibt ein Film ein Film – Fiktion.
„Zero Dark Thirty“ fängt gleich mal mit den Anrufen aus dem World Trade Center zu 9/11 an. Die Leinwand bleibt schwarz. Bilder wären auch unnötig, sind doch die Bilder des Attentats in unseren Köpfen gespeichert und beliebig abrufbar. Zwei Jahre später begegnet Maya einen angeblichen Osama-Boten, der weitere Kontaktpersonen von Osama Bin Laden preisgeben soll. Das macht er natürlich nicht freiwillig. Um an die Informationen zu gelangen wird Folter angewandt – kein schöner Anblick und Thematik unzähliger Filmkritiken. Wahrscheinlich weil die Hauptdarsteller hier während des gesamten Filmes keine ablehnende Haltung einnehmen. Sie werden durch den Film nicht zu besseren Menschen, kommen zur keiner Einsicht und reflektieren ihre Handlungen auch nicht. Job ist Job. Als Obama sich gegen Foltermethoden im Fernsehen ausspricht schauen sie sich kurz an und nehmen ihre Arbeit wieder auf. Folter ist ab diesen Zeitpunkt kein Thema mehr. Das Privatleben der Hauptcharaktere spielt in „Zero Dark Thirty“ keine Rolle – das rechne ich der Regisseurin hoch an. Keine Liebesbeziehungen zu anderen Kollegen, keine Gerede über Kinder oder Ehegatten. Vielleicht auch, weil sie so gut wie kein Privatleben haben.
Wer glaubt, die CIA sei von Bürokratie verschont, der irrt. Über 100 Tage haben die Beteiligten, darunter natürlich auch der Präsident der Vereinigten Staaten, Für und Wider abgewogen, ob und wie das vermeintliche „Osama-Haus“ gestürmt wird. Ja, nein, weiß nicht, muss fragen. Als Maya dann Osama Bin Laden identifizieren muss, ist keine Emotion in ihrem Gesicht ablesbar – die Menschenjagd nach dem Staatsfeind Nummer 1 ist beendet. Was bleibt? Menschliche Leere.
Es dauert bis man in „Zero Dark Thirty“ findet. Am Anfang ist es trotz unschöner Folterszenen eigentlich ziemlich fad. Nach und nach kommt die Geschichte in Fahrt und man wird am Ende für die ein oder andere Langatmigkeit belohnt.
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