Jason Bourne – Filmkritik

Vierzehn Jahre ist es her, als der gedächtnislose Jason Bourne aus dem Meer gefischt wurde. Mit seinem gestrickten Pulli und Bubi-Gesicht sah Matt Damon aus, als hätte man ihn in einer Bibliothek vergessen und nicht, als könnte er jeden, der ihm in die Quere kommt, ausschalten. Jason Bourne hatte zwar kein Gedächtnis, aber immer Herz. Drei weitere Bourne-Filme folgten, zwei mit und einer ohne Damon, dafür mit Renner. Im letzten Film mit Matt Damon dachten alle – inklusive Hauptdarsteller und Regisseur – Bournes Geschichte sei erzählt. Doch dann kam die Ära der aufgewärmten Serien- und Filme und schwupps, schon ist 2016 und Jason Bourne „kann sich an alles erinnern“. Wahrscheinlich vor allem an das Geld, das Matt für sehr wenig Dialog bekommen hat (angeblich 1 Million Dollar pro gesprochenen Satz).

„Jason Bourne“ fängt rasant, mit vielen Location-Wechseln, an. Bourne ist irgendwo in Griechenland und boxt sich wortwörtlich durchs Leben. Als ihn eine alte Bekannte aufsucht, geht es erst so richtig los. Jason Bourne wird schließlich noch immer gesucht. Am anderen Ende der Welt sitzen CIA Mitarbeiter (Tommy Lee Jones, Alicia Vikander) und versuchen Bourne mit dem neuesten Scheiß der Technik aufzuspüren. Jeder hat natürlich ganz andere Pläne, unter anderem wird „Asset“ (Vincent Cassel) eingeschaltet, um Bourne auszuschalten. So geht es von Athen nach Berlin über London bis hin zum spektakulären Showdown in Las Vegas.

Regisseur Paul Greengrass und Drehbuchautor Christopher Rouse legten „Jason Bourne“ in das Snowden-Zeitalter. Viel Technik, viele Daten, wenig Privatsphäre – viel Profit. Die Kamera ist immer nah an den Darstellern, oft mitten im Geschehen. Jason Bourne hat sein Bubi-Gesicht verloren und mit ihm scheinbar seine Seele. Die perfekte Kampfmaschine ohne Charakter. Das ist sehr schade, denn genau das machte die vorherigen Teile aus. Hätte man sich vielleicht etwas mehr mit Bournes Zeit nach der ganzen Jagd auf ihn beschäftigt, würde der Film nicht so „kalt“ rüberkommen. Ich meine, wo war er die ganze Zeit? Was hat er so gemacht? War er auf Urlaub? Hat er Therapie gemacht? Warum boxt er sich durchs Leben? Gab es nach Franka Potentes Charakter Marie noch jemanden oder war’s das mit der Liebe?

Doch natürlich ist und war „Jason Bourne“ vor allem eines: ein intelligenter Action-Thriller. Das ist er immer noch. Nur eben mit weniger Charisma.

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen

 

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Jason Bourne
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