Was hat uns bloß so ruiniert – Filmkritik

Wie bringt man Bobos, die alles haben, aus der Ruhe? Man lässt sie Kinder gebären.

Gerade noch am Joint gezogen nuckelt plötzlich ein Baby an der Brust. Bäm. Egokurs over, Elternsein beginnt. Natürlich ganz hipster-mäßig. Frau und Mann möchten sich ja nicht selbst verlieren. Doch irgendwie läuft das nicht so, wie gedacht: Stella (Vicky Krieps) ist mit Food-Blogger Freund (Marcel Mohab) emotionslos und fad geworden. Ines (Pia Hierzegger) eröffnet ihrem Freund Chris (Manuel Rubey) kurz nach der Geburt: „Ich liebe dich nicht“. Einige Zeit später zieht er in den Kofferraum seines Volvos. Mignon (Pheline Roggan) möchte ihre Tochter ganz ohne Windel und mit clean eating erziehen, ihr Optimisten Freund Luis (Andreas Kiendl) macht mit. Die Freundschaft zwischen dem 6er-Gespann bekommt immer mehr Risse, zwei von ihnen fahren nach Klosterneuburg um ein kleines Affärchen anzufangen, weil’s irgendwie eh schon wurscht ist. Wie entkommt man aus dem spießigen Bobistan? Man zieht an das Ende der 2er Linie…

Ich bin mir sicher, Regisseurin Marie Kreutzer wohnt Mitten in Boboville und hat einfach Gespräche, die sie auf der Straße gehört hat, aufgeschrieben. „Was hat uns bloß so ruiniert“ dreht sich somit um die Luxusprobleme einer bestimmten Alters- und Personengruppe in bestimmten Bezirken. Nicht unbedingt tiefsinnig, aber herrlich unterhaltsam und das Gegenstück zu all den Feel-Bad-Österreich-Filmen. Schließlich muss man auch über sich selbst lachen können. Die Witze sitzen, die Charaktere gehen einem aber nach und nach auf die Nerven, auch, weil sie sich in Wirklichkeit gar nicht leiden können. Es ist wie in einer langen Beziehung, wo jeder der Betroffenen zu faul ist, um sie endlich zu beenden.

Die Bildsprache in „Was hat uns bloß so ruiniert“ ist ästhetisch – nichts erinnert an einen TV-Film, hier hat Kamerafrau Leena Koppe wirklich gute Arbeit geleistet. Auch der Soundtrack (Verantwortlicher: Florian Blauensteiner) ist top und geht ins Ohr.

„Was hat uns bloß so ruiniert“ ist ein unterhaltsamer Film über Bobos, die auf keinen Fall spießig werden wollen. Dabei weiß doch jeder: Bobos sind die größten Spießer, verpackt in Marken-Labels und Bio-Food.

„Schleich dich, Barbapapa“!

Bewertung:
4 von 5 Filmrollen

 

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Was hat uns bloß so ruiniert
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