Eigentlich erschreckend, dass es mittlerweile 22 Jahre her ist, als „Jurassic Park“ in die Kinos kam. Der Film sorgte wochenlang für Gesprächsstoff, denn so etwas hatten wir auf der Leinwand bislang nicht gesehen. Und das lässt sich gut auf den aktuellen Film umlegen, wenn eine der Hauptfiguren erklärt, dass Dinosaurier in den 1990er Jahren noch sensationell waren, aber heute längst überholt sind: Die Dinos müssen größer und gefährlicher sein, ansonsten interessiert sich kein Mensch dafür.
Die Handlung von „Jurassic World“ ist schnell erzählt, denn das Strickmuster gleicht den Vorgängerfilmen: Es wird ein Park eröffnet, die Charaktere werden vorgestellt (in der Regel sind das jene, die vor potentiellen Gefahren warnen und jene, die meinen, alles unter Kontrolle zu haben sowie ein bis zwei Kinder), schließlich bricht der gefährlichste Saurier aus und der Kampf ums Überleben beginnt. Mehr und nicht weniger darf man sich erwarten, aber dieses Rezept hat in der Vergangenheit gut funktioniert und funktioniert für viele offenbar auch heute noch. Warum auch nicht – wenn es gut gemacht ist. Es handelt sich hier schließlich um sogenanntes Popcorn-Kino.
Doch „Jurassic World“ ist alles andere als unterhaltsam: platte Witze, schlechte Dialoge, Klischees soweit das Auge reicht (u.a. die karrieregeile Wissenschaftlerin, die für ihre Neffen keine Zeit hat und permanent in ihren Stöckelschuhen unterwegs ist – ihr werdet wissen, was ich meine, sobald ihr es gesehen habt, oh ja!), für die Handlung eher unnötige Dramen à la „unsere Eltern lassen sich scheiden“ und ein permanentes Schwingen der Moralkeule. Ja, natürlich sind Themen wie Genmanipulation und unser Umgang mit der Natur wichtig, allerdings werden einem diese hier permanent reingewatscht, dass ich mitunter den Drehbuchautoren einen Indominus Rex an den Hals gewünscht hätte. Apropos Indominus Rex: das ist die antagonistische Echse in diesem Film. Ein im Labor kreierter, intelligenter Supersaurier, der trotzdem irgendwie blass bleibt. Wesentlich interessanter sind die Raptoren, denn wenn es ein Highlight in „Jurassic World“ gibt, dann Chris Pratts Motorradfahrt mit „seinen“ Raubtieren.
Überhaupt ist Chris Pratt eines der wenigen Argumente, diesen Film anzuschauen: Als alter Harrison-Ford-Fan kann ich ihn mir mittlerweile sehr gut als neuen Indiana Jones vorstellen. Bis dahin – sollte es jemals dazu kommen – wird er zumindest noch in einem weiteren „Jurassic World“-Film auftreten – dann aber hoffentlich mit besseren Dialogen, denn Anmachsprüche wie „We should stick together. For survival.“ sind echt nicht notwendig. Trotz der vielen Referenzen an seine Vorgänger ist „Jurassic World“ leider nur ein fader Abklatsch, selbst das obligatorische Brüllen des T-Rex am Ende des Films kann da nicht helfen.
Bewertung: