„Man is least himself when he talks in his own person. Give him a mask, and he will tell you the truth.“
Oscar Wilde
Wer sagt heutzutage schon die Wahrheit? Die Medien. Nicht. Die großen Konzerne. Auch nicht. Nachrichtensprecher. Weit gefehlt. Doch ab und zu erreichen Zeitungen Informationen, die eigentlich nie in die Öffentlichkeit gelangen sollten. Videos von Anschlägen auf Zivilisten, Korruptionsbeweise, Abhörskandale, Beweise für bankrotte Banken. Ohne sogenannte „Whistleblower“ wäre dies nicht möglich gewesen…
„The Fifth Estate“ erzählt die Geschichte rund um WikiLeaks und Julian Assange (Benedict Cumberbatch). Vorlage war das autobiographische Buch „Inside Wikileaks“ von Daniel Domscheit-Berg. Klar, dass die Geschichte somit nicht objektiv geworden ist. Julian Assange lehnte ein Treffen mit Hauptdarsteller Bendedict Cumberbatch ab. Er wollte und will nicht für diesen Film in jeglicher Art bereit stehen. Julian Assange hat in diversen Medien mehrmals Kund getan, dass der Film ein „Schnarchfest“ sei. Klar, schließlich kommt der Gründer von Wikileaks nicht gerade gut weg. Das ist mir persönlich vollkommen egal, denn als Film ist „The Fifth Estate“ gelungen.
Warum? Ganz einfach: die Thematik ist aktuell wie nie. Jeder, der auch nur am Rande mit der Online-Branche in Berührung kommt oder ab und zu die (Online)Zeitung aufschlägt, macht sich Gedanken über seine Privatsphäre oder über seine eigene Transparenz. Wir geben freiwillig Informationen weiter, wollen aber alles über die „böse“ USA, die bösen Großkonzerne oder den bösen Ex-Freund (auf Facebook) wissen. Courage is contagious…right? In „The Fifth Estate“ erleben wir die Geschichte eines Mannes, der Julian Assange kennenlernt und in die Welt von Assange und WikiLeaks eintaucht. Kein Wunder, denn Assange ist für ihn ein charismatischer Mann. Fast hätte es den Anschein, als wäre Daniel auch etwas verknallt in den WikiLeaks-Leader. Große Bekanntheit erlangte die Plattform durch das Video „Collateral Murder“, einem Video aus 2007, dass einen U.S. Helikopter Anschlag auf Zivilisten zeigt. Kurz darauf wurde Bradley Manning verhaftet. Whistleblower zu sein hat einen hohen Preis, Stichwort: Edward Snowden. Doch auch Wikileaks kommt – zumindest im Film – ins Schwitzen. Ständig „on the run“ zu sein hinterlässt Spuren. 2010 veröffentlicht Wikileaks gemeinsam mit dem britischen Guardian, der New York Times und dem deutschen Spiegel unzählige US-Geheimdokumente. Es ist der Zeitpunkt, an dem die (Arbeits)Beziehung zu seinem bis dahin treuen Follower Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl) zerbricht. Daniel war mit der Vorgangsweise der Organisation nicht mehr einverstanden.
Regisseur Bill Condon inszenierte mit „The Fifth Estate“ eine spannende Geschichte rund um zwei Männer, die die Welt durch ihre Arbeit in kleines bisschen besser machen wollten. Chamäleon Benedict Cumberbatch ist als Julian Assange wieder einmal grandios. Daniel Brühl hat es da schwer, mitzuhalten. Macht aber nichts, schließlich hat er in Rush als Niki Lauda eine fantastische Performance hingelegt. „The Fifth Estate“ is more brainy, less hearty but worthy (of being watched).