Experiment gelungen, Patient tot. In „Transcendence“ stirbt ein Mensch und wird zur allwissenden Maschine. In unserer heutigen, allgegenwärtigen Multimediawelt haben wir uns durch unsere Social Media Profile ein eigenes virtuelles Ich geschaffen, dass auch nach unserem Tod noch da sein wird. Somit hat „Transcendence“ einen interessanten Ansatz, doch ist es auch ein guter Film geworden?
Johnny Depp spielt in „Transcendence“ einen Wissenschaftler, der sich nicht nur für künstliche Intelligenz einsetzt, sondern auch das menschliche Gehirn mit der virtuellen Welt verbinden will. „Some scientists refer to this as the Singularity. I call it Transcendence.“ Klar, dass es hier auch Gegner gibt, die Angst vor einem maschinellen „Gott“ haben, der die Fähigkeit hat, sich selbst immer weiter zu optimieren. Diese Gegner greifen also das Forschungslabor von Will und Evelyn (Rebecca Hall) an, Will wird daraufhin tödlich verwundet. Evelyn, selbst Wissenschaftlerin, will nun das Gedächtnis ihres Mannes in eine Maschine übertragen. Zur Seite steht ihr ein langjähriger Freund der beiden, Max Waters (Paul Bettany). Als das Experiment glückt und Will plötzlich in der virtuellen Welt weiterlebt, entwickelt sich Will zum Super-Hirn. Als virtueller Gott kann er Menschen heilen, Pflanzen neues Leben schenken und Milliarden an der Wall Street scheffeln. Doch dann kommen seine Gegner wieder ins Spiel…
„Transcendence“ ist das Regiedebüt von Wally Pfister und Screenwriter Jack Paglen und beginnt ambitioniert, doch schon nach einer halben Stunde schlägt der Film um. Er wird nicht nur lächerlich, sondern auch ziemlich spirituell. Der allwissende Gott, der seine Jünger heilt und die Welt besser machen will (und auch kann). Die Gegner dieser Bewegung tragen stereotypisch viel Kajal um die Augen und haben ihr Charisma irgendwo in der realen Welt verloren. Die Hauptdarsteller Johnny Depp, Rebecca Hall und Paul Bettany verstehen ihr Handwerk normalerweise sehr gut, wirken hier jedoch sehr künstlich, wie die gesamte Handlung des Films. Als das Labor angegriffen wird und einige ihrer Mitarbeiter sterben, zeigen die Charaktere kaum Gefühl, als Max mehrere Monate verschleppt wird, merkt das niemand. Ziemlich unlogisch. Die Anfang-Szenerie, in der eine Welt ohne Internet existiert, wäre wahrscheinlich interessanter als ein spiritueller Maschinengott. Immerhin ist der Film auf eine Art und Weise realitätsnah. Wir sind nur allwissend, solange wir unser Hirn über die virtuelle Suchmaschine Google erweitern können…
Oh Johnny, bitte wähle deine Rollen weiser! „Transcendence“ ist leider kein geglücktes Experiment geworden…
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