Trommeln bis die Finger bluten. Der junge Regisseur Damien Chazelle hat ein neues Genre erschaffen: den Musik-Thriller.
Wenn andere schlafen, übt Andrew (Miles Teller) Schlagzeug. Plötzlich steht der berühmt-berüchtigte Mr. Fletcher (J.K. Simmons) vor ihm, hört kurz zu und rauscht wieder ab. Andrew studiert an einer berühmten New Yorker Musik-Uni und will nur eines: der beste Schlagzeuger der Schule werden. Ziel des ehrgeizigen Schülers ist es, in die Jazz-Band von Legende Mr. Fletcher zu kommen. Dort angekommen geht es jedoch erst richtig los. Der unbarmherzige Mr. Fletcher lässt Andrew wortwörtlich bluten. Mr. Fletcher unterrichtet nicht, er tyrannisiert. Andrew opfert (freiwillig) sein Leben dem Schlagzeug spielen und öffnet Mr. Fletcher so die Tür, für unmenschliche Psycho-Spiele…
„Whiplash“ ist spannender als gedacht, obwohl Musik(er)-Filme überhaupt nicht my cup of tea sind. Die Dynamik zwischen Miles Teller und J.K. Simmons ist großartig und grausam zugleich. Bis zum Ende peitscht Fletcher seinen Schüler – Selbstaufgabe inklusive. Seinen Ehrgeiz verliert Andrew jedoch nie. Für mich komplett unvorstellbar. Andrew gesteht seiner Freundin sogar, sie würde ihn davon abhalten, ein großer Schlagzeuger zu werden. Freunde? Fehlanzeige. Gehorsam und Ehrgeiz gehören zum Alltag, seine rein männlichen Band-Kollegen machen es ihm nach. Spaß? Nö.
Mein Problem mit „Whiplash“ ist, dass ich mich nicht hineinfühlen kann. Ich kann schon Leute nicht verstehen, die sich bei „Crossfit“ an die Grenzen bringen, noch weniger kann ich verstehen, sich für seine musikalische Karriere so derart zu quälen. Mr. Fletcher müsste mich nur einmal derb anschreien und ich würde aufstehen und gehen. Doch die männlichen Lemminge bleiben sitzen und lassen sich weiter anschreien, Tag für Tag, Woche für Woche.
„Whiplash“ ist spannend und anstrengend zugleich. Nach der Vorstellung ist man froh, keine ernsthafte Musiker-Karriere gestartet zu haben…
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