Paulo Coelho tat es. Shirley MacLaine und Hape Kerkeling ebenso: Pilgern, Jakobsweg. In „Wild“ wandert Reese Witherspoon als Cheryl Strayed schwitzend ihre Sünden ab und trägt statt Kreuz Rucksack.
Die Vergangenheit muss man hinter sich lassen können. Wer man sein will, ist manchmal wichtiger als wer man ist. Cheryl (Reese Witherspoon) treibt nach dem Tod ihrer Mutter ziellos umher: Heroin und wechselnde Liebhaber sind die Tageshöhepunkte. Nachdem auch noch ihre Ehe in die Brüche geht, beschließt Cheryl drei Monate den Pacific Crest Trail zu bewandern. Selbstfindungstrip. Ohne Erfahrung ist das Umschnallen des Rucksackes schon die erste Hürde, gefolgt von verschwitzten ersten Metern. Aufgeben ist jedoch keine Option, so wandert Cheryl durch Wüsten & Berge, trifft Menschen, testet ihre Grenzen und wirft einen Blick zurück auf ihr Leben. Sie möchte ihrer Mutter beweisen, wieder der Mensch zu werden, den sie großgezogen hat…
„Wild“ basiert auf der wahren Geschichte von Cheryl Strayed, die tausende Kilometer wandern musste, um sich wieder selbst zu finden. Danach schrieb sie ihre Geschichte in Buchform nieder. Regisseur Jean-Marc Vallée (Dallas Buyers Club) brachte das Abenteuer mit Reese Witherspoon in der Hauptrolle auf die Leinwand. Keine schlechte Idee, denn Reese kann mehr als die üblichen Hollywood Rom-Coms. Neben Reese glänzt Laura Dern als Cheryls Mutter. Trotzdem ist „Wild“ streckenweise zäh. Obwohl Cheryl viel geht, geht irgendwie nichts weiter. Den religiösen Aspekt der Geschichte – seine Sünden abzugehen (oder abzuschwitzen), um am Ende das Licht zu sehen – konnte ich irgendwie nicht abschütteln. Zeitweise ist der Film überraschend lustig und emotional, jedoch nie vollkommen ergreifend. Perfekt gelungen sind die Übergänge zu den Rückblenden auf Cheryls Leben sowie der Soundtrack. Die Wanderbranche wird sich über Zuwächse freuen, viele Zuseher werden ihren Selbstfindungstrip wohl gleich nach dem Film planen…
„Wild“ ist kraftvoll, müde, lustig, beängstigend, liebevoll und langweilig. Nah am Leben, aber doch etwas fad…
Bewertung:
Soundtrack: